21.05.2024
Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung wächst stetig, insbesondere für Unternehmen, die ab 2024 verpflichtet sind, mit den Europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards (ESRS) konform zu sein. Ein zentrales Element dieser Berichterstattung ist die Wesentlichkeitsanalyse (auch Materialitätsanalyse genannt), die nicht nur als Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichte dient, sondern auch eine wesentliche Rolle bei strategischen Unternehmensentscheidungen spielt.
Eine Wesentlichkeitsanalyse ist ein fortlaufender Prozess zur Identifizierung und Bewertung der verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen, die für ein Unternehmen von Bedeutung sind. Ziel ist es, die ESG-Themen (Environmental, Social, Governance) zu identifizieren, die die größten Auswirkungen haben oder finanziell am bedeutendsten für das Unternehmen sind. Diese Themen werden als wesentlich eingestuft und anschließend priorisiert, um die Ressourcen effizient zu nutzen und strategische Entscheidungen zu unterstützen.
Durch die Wesentlichkeitsanalyse wird ermittelt, welche ESG-Themen für das Unternehmen und seine Stakeholder am wichtigsten sind. Diese Themen sind nicht nur für die Nachhaltigkeitsberichterstattung relevant, sondern beeinflussen auch die langfristige Geschäftsstrategie. Unternehmen können dadurch besser auf regulatorische Anforderungen reagieren, ihre Reputation stärken und Risiken effektiver managen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Wesentlichkeitsanalyse ist die Einbeziehung der Stakeholder, um deren Erwartungen und Anliegen zu verstehen. Dies umfasst nicht nur interne Stakeholder wie Mitarbeiter und Management, sondern auch externe Stakeholder wie Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden. Durch den Dialog mit diesen Gruppen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Nachhaltigkeitsstrategien und -berichte deren Anforderungen entsprechen.
Die Wesentlichkeitsanalyse umfasst die Bestimmung der wesentlichen Informationen zu Nachhaltigkeitsauswirkungen, -risiken und -chancen (IRO). Dies ist zentral, um strategische Entscheidungen zu treffen, die nicht nur die aktuellen Anforderungen erfüllen, sondern auch langfristig den größten Nutzen für das Unternehmen und die Gesellschaft bieten.
Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) empfiehlt einen strukturierten Ansatz für eine CSRD-konforme doppelte Wesentlichkeitsanalyse:
Ein umfassender Überblick über die Geschäftsaktivitäten und -beziehungen des Unternehmens sowie eine Umfeldanalyse (rechtlich, regulatorisch, Medienberichte, Trends) sind unerlässlich. Zudem ist die Analyse der Erwartungen der Stakeholder von großer Bedeutung.
Es werden wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen identifiziert. Diese Analyse erstreckt sich auch auf die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette.
Impact Materiality Assessment
Hierbei werden die tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, sowohl positiv als auch negativ, bewertet. Wichtige Merkmale der Beurteilung sind:
Ausmaß (Scale): Schwere der Auswirkung.
Umfang (Scope): Anzahl der betroffenen Personen bzw. Größe des Schadens.
Unumkehrbarkeit (Irremediability): Möglichkeit, die Auswirkungen zu beheben.
Financial Materiality Assessment
Quantitative und qualitative Schwellenwerte bestimmen, ob ein IRO als finanziell wesentlich eingestuft wird. Dabei werden finanzielle Auswirkungen auf die Performance, Finanzlage und den Cashflow des Unternehmens sowie die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß dieser Auswirkungen bewertet.
Nach Abschluss der doppelten Materialitätsanalyse sollte der Nachhaltigkeitsbericht offenlegen:
Das Verfahren zur Ermittlung und Bewertung der wesentlichen IROs (ESRS 2 IRO-1).
Die Wechselwirkung der wesentlichen IROs mit der Strategie und dem Geschäftsmodell (ESRS 2 SBM3).
Die Kriterien und Schwellenwerte zur Bestimmung der wesentlichen Informationen zur Offenlegung (ESRS 2 IRO-2).
Diese konzentriert sich auf die Themen, die für das Unternehmen und seine Stakeholder von Bedeutung sind, und bewertet, wie diese Themen die Geschäftstätigkeit beeinflussen.
Dieser Ansatz erweitert die traditionelle Analyse, indem auch die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt werden. Es wird unterschieden zwischen:
Impact Materiality: Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch und Umwelt.
Financial Materiality: Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf die finanzielle Leistung und den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.
Weitere Informationen und eine detaillierte Erklärung der Prinzipien der Wesentlichkeit und der doppelten Wesentlichkeit sowie deren Entwicklung im Laufe der Zeit finden Sie in unserem Blogbeitrag: Die Entwicklung von traditioneller zu doppelter Wesentlichkeit.
Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse zeigen, in welchem Umfang sich das Unternehmen mit den jeweiligen ESG-Themen auseinandersetzen muss. Dies ermöglicht eine Priorisierung, die effiziente Nutzung von Ressourcen und bietet Orientierung und Hilfestellung bei strategischen Entscheidungen.
Kritikpunkte umfassen die Gefahr der Verwässerung der Nachhaltigkeitsberichterstattung hinsichtlich Transparenz und Vergleichbarkeit aufgrund der unternehmensspezifischen Bewertung der Wesentlichkeit.
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