27.03.2024

Die Klimavorschriften der SEC: Nachhaltigkeitsberichterstattung in den USA

 

Die neuen Klimaoffenlegungsvorschriften der SEC

In einer Welt, die sich zunehmend den Herausforderungen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit stellt, gewinnen Umwelt-, Sozial- und Governance-(ESG)-Kriterien in der Unternehmensberichterstattung immer mehr an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund hat die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) kürzlich neue Offenlegungsvorschriften für klimabezogene Informationen vorgestellt. Diese Initiative markiert einen signifikanten Schritt in Richtung einer transparenteren und umfassenderen Nachhaltigkeitsberichterstattung, die nicht nur für die USA, sondern auch für die globale Geschäftswelt von Bedeutung ist.

Die Einführung dieser neuen Vorschriften kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da Unternehmen weltweit zunehmend unter Druck stehen, ihre Umweltauswirkungen zu minimieren und nachhaltigere Praktiken zu fördern. Für Unternehmen, die sich um ESG-Compliance bemühen, bieten die SEC-Regelungen sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Sie erfordern nicht nur eine Anpassung der aktuellen Berichterstattungspraktiken, sondern eröffnen auch die Möglichkeit, sich als Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit zu positionieren.

 

Einblick in die Inhalte der Vorschriften

Die SEC der Vereinigten Staaten hat die Einführung neuer Offenlegungsvorschriften für klimabezogene Informationen beschlossen. Diese Vorschriften zielen darauf ab, die Transparenz und Konsistenz der Berichterstattung über die Auswirkungen des Klimawandels auf Unternehmen zu verbessern. Sie stellen einen entscheidenden Schritt in Richtung einer integrierten Betrachtung von finanziellen und nicht-finanziellen Faktoren im Geschäftsberichtswesen dar. Im Kern fordern die Vorschriften von börsennotierten Unternehmen, umfassend über ihre klimabezogenen Risiken, Strategien und Betriebspraktiken zu berichten. Hier ein detaillierter Blick auf die Hauptelemente dieser Vorschriften:

  • Offenlegung klimabezogener Risiken: Unternehmen müssen detaillierte Informationen über jene Risiken bereitstellen, die signifikante Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit, Finanzlage oder Betriebsergebnisse haben könnten. Dazu gehören kurz-, mittel- und langfristige Risiken.

  • Treibhausgasemissionen (THG): Ein zentrales Element der neuen Vorschriften ist die Berichterstattung über Treibhausgasemissionen, einschließlich sowohl direkter Emissionen aus eigenen Betriebsaktivitäten (Scope 1) als auch indirekter Emissionen aus der Nutzung von bezogener Energie (Scope 2). Für einige Unternehmen könnte auch die Offenlegung von Scope-3-Emissionen, die aus der Wertschöpfungskette resultieren, erforderlich sein, sofern diese Emissionen als bedeutend für das Verständnis des Klimarisikos des Unternehmens erachtet werden.

  • Klimabezogene Finanzinformationen: Die Vorschriften verlangen auch die Integration von klimabezogenen finanziellen Auswirkungen in die reguläre Finanzberichterstattung. Unternehmen müssen erläutern, wie klimabezogene Risiken und Chancen ihre finanziellen Erklärungen beeinflussen könnten.

  • Governance und Risikomanagement: Darüber hinaus müssen Unternehmen ihre Governance-Praktiken und das Risikomanagement in Bezug auf klimabezogene Fragen offenlegen. Dies umfasst die Beschreibung der Rolle des Vorstands und des Managements bei der Überwachung und Bewertung klimabezogener Risiken.

 

Vergleich mit globalen Standards

Die klimabezogenen Offenlegungsvorschriften der SEC markieren einen bedeutenden Schritt in der globalen Bewegung hin zu mehr Transparenz und Verantwortlichkeit in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Doch wie verhalten sich diese Regelungen im Vergleich zu anderen globalen Standards, insbesondere zu den europäischen Vorschriften und den jüngsten Entwicklungen in China?

 

Europäische Regulierungen: CSRD und EU-Taxonomie

Europa gilt als Vorreiter in der Einführung von ESG-Standards. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU verlangt von Unternehmen eine detailliertere Berichterstattung über ESG-Themen. Ähnlich wie die SEC-Regelungen zielt die CSRD darauf ab, die Transparenz zu erhöhen und Investoren sowie Stakeholdern relevante Informationen zu liefern. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in der Reichweite: Während die SEC-Vorschriften primär für an US-Börsen gelistete Unternehmen gelten, betrifft die CSRD eine breitere Palette von Unternehmen innerhalb der EU, einschließlich großer Unternehmen, die nicht börsennotiert sind. Neben der Reichweite gibt es tiefgreifende Unterschiede in der Tiefe der Vorschriften. Unternehmen, die nach CSRD berichten, müssen Informationen über Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren offenlegen, wobei es sich bei der SEC nur um klimabezogene Informationen handelt.

Ein weiterer zentraler Aspekt der europäischen Regulierung ist die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten, die ein Klassifikationssystem darstellt, um festzustellen, welche Investitionen als umweltfreundlich gelten. Dieses System soll dazu beitragen, Greenwashing zu verhindern und die Finanzierung nachhaltiger Projekte zu erleichtern. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die SEC-Vorschriften wie bereits erwähnt stärker auf die Offenlegung klimabezogener Risiken und weniger auf die Klassifizierung von nachhaltigen Aktivitäten.

 

Entwicklungen in China

China hat ebenfalls die Notwendigkeit einer verbesserten Nachhaltigkeitsberichterstattung erkannt und kürzlich eine Berichtspflicht für nachhaltige Informationen angekündigt. Diese Bewegung signalisiert ein wachsendes globales Bewusstsein für die Bedeutung von ESG-Standards in der Unternehmensführung. Obwohl die spezifischen Anforderungen und der Umfang der chinesischen Vorschriften sich von denen in den USA und der EU unterscheiden, teilen alle diese Initiativen das gemeinsame Ziel, die Transparenz zu erhöhen und Unternehmen dazu zu bewegen, ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen ernst zu nehmen.

 

Die SEC unter Kritik

Der Fortschritt hin zu nachhaltiger Berichtserstattung in den USA bringt auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich und hat zu kritischen Stimmen geführt, insbesondere bezüglich der Anforderung zur Offenlegung von Scope-3-Emissionen. Diese Emissionen resultieren aus Aktivitäten, die nicht direkt vom berichtenden Unternehmen kontrolliert werden, wie z.B. die Vor- und Nachgelagerte Wertschöpfungskette. Für viele Unternehmen stellt dies eine erhebliche Hürde dar, da die Daten oft schwer zu ermitteln sind und die Berechnungsmethoden variieren können. Zudem erhöht die Einbeziehung von Scope-3-Emissionen die Anforderungen an die Due Diligence und könnte Unternehmen dazu zwingen, ihre Geschäftsbeziehungen neu zu bewerten.

Ein wesentlicher Kritikpunkt an den SEC-Vorschriften betrifft genau diese Anforderung zur Berichterstattung über Scope-3-Emissionen. Kritiker argumentieren, dass diese Vorgabe besonders für kleinere Unternehmen unverhältnismäßig belastend sein könnte, da sie möglicherweise nicht über die Ressourcen verfügen, um die notwendigen Daten zu sammeln und zu analysieren. Darüber hinaus befürchten einige, dass die Offenlegung von Scope-3-Emissionen zu rechtlichen Herausforderungen führen könnte, insbesondere wenn die berichteten Daten auf Schätzungen basieren, die später angefochten werden könnten.

Zusätzlich zur Kritik an den Anforderungen für Scope-3-Emissionen gibt es Bedenken hinsichtlich der Gesamtauswirkungen der Vorschriften. Einige Stakeholder sind der Meinung, dass die neuen Anforderungen die Gefahr von Überregulierung bergen und Unternehmen von einer Börsennotierung in den USA abhalten könnten. Andere befürchten, dass die starken Fokus auf klimabezogene Aspekte andere wichtige ESG-Themen in den Hintergrund drängen könnte.

Trotz dieser Herausforderungen und Kritikpunkte ist es wichtig zu erkennen, dass die SEC-Vorschriften einen wesentlichen Schritt nach vorne darstellen. Sie signalisieren ein zunehmendes Bewusstsein für die Dringlichkeit, die klimabezogenen Risiken und Chancen in der Unternehmensführung und Berichterstattung anzuerkennen. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Implementierung der neuen Regelungen bieten auch die Möglichkeit für Innovation und Verbesserung im Bereich der Datenerhebung und Analyse, was letztendlich zu einer robusteren und aussagekräftigeren ESG-Berichterstattung führen kann.

 

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