23.04.2024

VSME-Standards: Der Leitfaden zum ESG Reporting für KMU

 

Einführung

In einer sich dynamisch entwickelnden Geschäftswelt, in der Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Unternehmensführung immer mehr in den Vordergrund treten, stehen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor der Herausforderung, transparent und effektiv über ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-(ESG)-Praktiken zu berichten. Nach der Einführung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS)  hat die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) jetzt neue Anforderungen geschaffen, die auch KMUs betreffen. Besonders relevant für diese Unternehmen sind die sogenannten VSME (Voluntary ESRS for SMEs) Standards, die speziell darauf ausgelegt sind, den kleineren Unternehmen den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erleichtern.

Dieser Blogbeitrag richtet sich an KMU, die Unterstützung suchen, um die Anforderungen der CSRD zu verstehen und zu erfüllen. Wir werden die Hintergründe und den Zweck der VSME Standards erläutern, deren Inhalte detailliert betrachten und die Chancen aufzeigen, die sich durch die Implementierung dieser Standards ergeben. Ziel ist es, kleinen und mittleren Unternehmen ein klares Bild davon zu vermitteln, wie sie die neuen Regelungen effektiv umsetzen können, um nicht nur regulatorisch konform zu sein, sondern auch ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu stärken und sichtbar zu machen.

 

Hintergrund und Zweck der VSME Standards

Die Einführung der VSME Standards ist eine direkte Antwort auf die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt und die besonderen Herausforderungen, denen sich KMU gegenübersehen. Die VSME Standards sind Teil der umfassenderen CSRD-Initiative, jedoch mit dem spezifischen Ziel, die einzigartigen Herausforderungen und Bedürfnisse kleinerer Unternehmen zu berücksichtigen. Diese Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle in der europäischen Wirtschaft, stehen jedoch oft vor Ressourcenbeschränkungen, die es schwierig machen, komplexe Berichtsanforderungen zu erfüllen. Zu den Hauptzielen der Standards gehören:

  1. Vereinfachte Berichtsanforderungen: Die Standards reduzieren die Komplexität und den Detailgrad, der in den vollständigen CSRD-Anforderungen gefordert wird, und fokussieren sich auf die wesentlichsten Nachhaltigkeitsaspekte, die für die meisten KMUs relevant sind.

  2. Flexibilität bei der Berichterstattung: Die VSME Standards berücksichtigen die vielfältigen Geschäftsmodelle und -umgebungen kleiner Unternehmen und bieten Flexibilität in der Art und Weise, wie Informationen präsentiert und offenbart werden.

  3. Unterstützende Ressourcen und Leitlinien: Um die Einführung zu erleichtern, umfassen die Standards auch Leitfäden und Ressourcen, die KMUs dabei helfen sollen, die Anforderungen zu verstehen und effektiv umzusetzen.

 

Die VSME Standards dienen nicht nur der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und des Marktwerts von KMUs durch verbesserte Nachhaltigkeitspraktiken. Diese Anpassungsfähigkeit an die sich ändernden Erwartungen von Markt und Gesellschaft ist entscheidend, um langfristig erfolgreich und relevant zu bleiben.

 

Inhalt der VSME Standards

Die freiwilligen Standards wurden kürzlich in einem Entwurf veröffentlicht und bieten einen angepassten Rahmen für Nachhaltigkeitsberichte, der auf die spezifischen Kapazitäten und Bedürfnisse von KMUs zugeschnitten ist. Sie umfassen grundlegende Anforderungen an die Berichterstattung über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte, sind jedoch einfacher gehalten und weniger umfangreich als die vollständigen CSRD-Anforderungen. Die VSME Standards sind in drei Hauptmodule unterteilt, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung abdecken und KMUs flexible Optionen für die Berichterstattung bieten:

 

Basic Module: Grundlegende Offenlegungen und Metriken

Dieses Modul richtet sich insbesondere an Mikrounternehmen und bildet die Mindestanforderung für andere Unternehmen. Es umfasst Offenlegungen und grundlegende Metriken (B 1 – B 12), die die umweltbezogenen, sozialen und unternehmensbezogenen Aspekte abdecken. Eine Materialitätsanalyse ist nicht erforderlich, allerdings müssen die Offenlegungen B 3 bis B 12 bereitgestellt werden, wenn sie auf die spezifischen Umstände des Unternehmens zutreffen. Beispiele für Umweltmetriken umfassen Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen (B 3), Umweltverschmutzung (B 4), Biodiversität (B 5) und Wasser- sowie Ressourcennutzung (B 6 – B 7). Soziale Metriken beinhalten Angaben zur Belegschaft wie allgemeine Charakteristika (B 8), Gesundheit und Sicherheit (B 9) sowie Entlohnung und Ausbildung (B 10).

 

Narrative-Policies, Actions and Targets (PAT) Module

Für Unternehmen, die formelle Nachhaltigkeitsstrategien, -aktionen und -ziele implementiert haben. Dieses Modul definiert narrative Offenlegungen (N 1 – N 5) bezüglich der Unternehmenspolitik, Maßnahmen und Ziele, die zusätzlich zu den Offenlegungen des Basic Modules berichtet werden sollen. Eine Materialitätsanalyse ist erforderlich, um relevante Nachhaltigkeitsthemen offenzulegen, die für das Geschäft und die Organisation des Unternehmens bedeutsam sind.

 

Business Partners (BP) Module

Unternehmen, die Daten zu Nachhaltigkeitsaspekten an Darlehensgeber, Investoren und Firmenkunden weitergeben müssen. Dieses Modul stellt zusätzliche Datenpunkte bereit, die neben den Offenlegungen des Basic Modules berichtet werden sollen. Wie im PAT-Modul ist eine Materialitätsanalyse notwendig, um die für das Geschäft relevanten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und offenzulegen.

 

Anwendung der Module

Unternehmen können je nach ihren spezifischen Bedürfnissen und Kapazitäten eines oder mehrere dieser Module anwenden. Das Basic Module dient dabei als Grundlage, auf der die weiteren Module aufbauen können.

 

Vorteile der Teilnahme an den VSME Standards

Die Teilnahme an den freiwilligen Standards bietet KMUs zahlreiche Vorteile. Sie ermöglicht es den Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen sichtbar zu machen und so das Vertrauen von Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern zu stärken. Darüber hinaus kann die Berichterstattung helfen, das Bewusstsein und das Verständnis für die Bedeutung von nachhaltigen Geschäftspraktiken zu schärfen und zugleich potenzielle Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu identifizieren.

 

Ausblick

Während die CSRD vorrangig für große und börsennotierte Unternehmen verpflichtend ist, bieten die freiwilligen VSME Standards eine wertvolle Möglichkeit für KMUs, auf freiwilliger Basis teilzunehmen und von den Vorteilen einer transparenten Nachhaltigkeitsberichterstattung zu profitieren. Diese Entwicklung ist ein klares Signal dafür, dass die Europäische Union den Wert und die Bedeutung aller Unternehmensgrößen im Prozess der nachhaltigen Transformation anerkennt.

 

Fazit

Die Einführung der VSME Standards unter der CSRD ist ein wesentlicher Schritt nach vorn in der Förderung einer umfassenden und inklusiven Nachhaltigkeitsberichterstattung innerhalb der Europäischen Union. Diese Standards sind speziell darauf zugeschnitten, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erleichtern, ohne sie mit den umfangreichen Anforderungen zu überfordern, die auf größere Unternehmen zutreffen.

Indem sie eine flexible und zugängliche Rahmenstruktur bieten, ermöglichen die VSME Standards es KMUs, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent darzustellen und dabei relevante, auf ihre spezifischen Umstände zugeschnittene Informationen zu liefern. Dies trägt nicht nur zur Einhaltung regulatorischer Anforderungen bei, sondern stärkt auch das Vertrauen von Stakeholdern und verbessert das Marktansehen der Unternehmen. Die klare und strukturierte Berichterstattung gemäß den VSME Standards kann KMUs dabei unterstützen, nicht nur ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen zu managen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile zu realisieren, indem sie effizienzsteigernde und kostenreduzierende Maßnahmen identifizieren.

Abschließend lässt sich sagen, dass die VSME Standards KMUs nicht nur in die Lage versetzen, auf die Herausforderungen einer nachhaltigen Unternehmensführung zu reagieren, sondern auch aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft teilzunehmen. Indem sie die Nachhaltigkeitsberichterstattung zugänglicher und handhabbarer machen, spielen sie eine entscheidende Rolle dabei, die breite Akzeptanz und Implementierung von nachhaltigen Praktiken in der europäischen Wirtschaftslandschaft zu fördern. Dies ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, eine aktive Rolle in der Verfolgung der Ziele des Europäischen Green Deals spielen können.

 

 

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