04.07.2024

Doppelte Wesentlichkeitsanalyse: Financial und Impact Materiality

 

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Double Materiality) ist ein zentraler Bestandteil der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung unter der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Sie bildet die Basis für die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens und entscheidet darüber, welche Standards berichtet werden müssen. Diese Analyse umfasst zwei Aspekte: die finanzielle Wesentlichkeit (Financial Materiality) und die materielle Wesentlichkeit (Impact Materiality).

 

Aufbau der doppelten Wesentlichkeitsanalyse

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse verwendet einen strukturierten Ansatz, um die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen eines Unternehmens zu identifizieren und zu bewerten. Sie ermöglicht die Bewertung sowohl der finanziellen Risiken und Chancen, die durch externe Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen wirken, als auch der Auswirkungen, die das Unternehmen selbst auf Umwelt und Gesellschaft hat. 

Der Prozess umfasst typischerweise folgende Schritte:

  • Verständnis des Unternehmenskontextes: Erfassen der internen und externen Faktoren, die das Unternehmen beeinflussen.

  • Identifizierung der tatsächlichen und potenziellen ESG-Themen: Ermittlung der Themen, die für das Unternehmen und seine Stakeholder relevant sind.

  • Evaluierung und Bewertung der ESG-Themen: Priorisierung der Themen nach ihrer Bedeutung und ihrem Einfluss gemäß den ESRS-Kriterien.

 

Financial Materiality - Outside In

Die finanzielle Wesentlichkeit (Financial Materiality) bezieht sich auf die Outside-In-Perspektive. Sie untersucht die potenziellen finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen. Dabei geht es um die Identifikation der Chancen und Risiken, die durch ESG-Faktoren entstehen können. Diese Perspektive hilft zu verstehen, wie Nachhaltigkeitsthemen die finanzielle Leistung, den Cashflow und die Risiken des Unternehmens beeinflussen können.
 

Beispiele für finanzielle Wesentlichkeit:

Rohstoffpreisvolatilität und Beschaffungsrisiken: Ein Automobilhersteller kann erheblich von Preisschwankungen bei Rohstoffen wie Lithium abhängen, die für die Batterieherstellung benötigt werden. Schwankungen können direkte Auswirkungen auf die Produktionskosten und damit auf die Rentabilität des Unternehmens haben.

Regulatorische Veränderungen und Compliance-Kosten: Eine Bank muss hohe Kosten für die Anpassung an neue Umwelt- und Datenschutzgesetze tragen, die ihre operativen Margen und die Kapitalanforderungen beeinflussen können.

Markenwert und Reputation: Ein Lebensmittelhersteller, der in einen Lebensmittelsicherheitsskandal verwickelt ist, kann erhebliche finanzielle Verluste durch den Rückgang der Verbrauchernachfrage und den Verlust von Markenwert erleiden.

Investorvertrauen und Zugang zu Kapital: Ein Unternehmen, das seine Nachhaltigkeitspraktiken nicht transparent kommuniziert oder nicht den Standards seiner Investoren entspricht, kann Schwierigkeiten haben, Kapital zu beschaffen oder neue Investoren anzuziehen.

 

Impact Materiality - Inside out 

Die materielle Wesentlichkeit (Impact Materiality) betrachtet die Inside-Out-Perspektive. Sie konzentriert sich auf die potenziellen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft. Diese Perspektive hilft zu identifizieren, welche Unternehmensaktivitäten Umwelt und Soziales fördern oder schaden können.
 

Beispiele für materielle Wesentlichkeit:

Ressourcenverbrauch und Abfallmanagement: Unternehmen in der Textilindustrie können erhebliche Mengen Wasser für die Produktion von Kleidung verbrauchen und zur Verschmutzung durch Abwässer beitragen, was ökologische Auswirkungen auf lokale Wasserquellen hat.

Biodiversität und Landnutzung: Ein Unternehmen, das große landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Monokulturen verwendet, kann zur Fragmentierung von Lebensräumen beitragen und den Lebensraum für einheimische Arten gefährden.

Kreislaufwirtschaft und Recycling: Elektronikhersteller tragen durch unzureichendes Recycling von Elektroschrott zur Belastung von Deponien und zur Verschwendung natürlicher Ressourcen bei, was negative Umweltauswirkungen hat.

Gemeinschaftsengagement und soziale Integration: Bergbauunternehmen können durch faire Arbeitsbedingungen und die Einbindung lokaler Gemeinschaften in Entscheidungsprozesse zur sozialen Stabilität und Integration beitragen.

 

Warum die Unterteilung in zwei Perspektiven sinnvoll und notwendig ist

Die Unterteilung in finanzielle Wesentlichkeit und materielle Wesentlichkeit ist notwendig, um eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeitsthemen zu ermöglichen und sicherzustellen, dass sowohl die internen als auch die externen Auswirkungen eines Unternehmens berücksichtigt werden. Diese doppelte Betrachtungsweise erlaubt es Unternehmen, sowohl ihre finanziellen Risiken und Chancen als auch ihre sozialen und ökologischen Verantwortlichkeiten zu erkennen und entsprechend zu handeln. Durch diese strukturierte Methode können Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien optimieren und ihre langfristige Resilienz stärken.

 

 

Fazit

Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein wesentliches Werkzeug, um sowohl die finanziellen als auch die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten zu bewerten. Die klare Trennung zwischen Financial Materiality und Impact Materiality hilft Unternehmen, umfassende und fundierte Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln, die den Anforderungen der CSRD und den Erwartungen der Stakeholder gerecht werden.

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