08.11.2024

Green Claims Directive: Die EU-Verordnung und ihre Bedeutung

 

In einer zunehmend nachhaltig orientierten Geschäftswelt rücken solche Unternehmen vermehrt in den Fokus, die ihre Produkte und Dienstleistungen als „grün“ oder umweltfreundlich bewerben. Dies hat nicht nur das Bewusstsein der Konsumenten geschärft, sondern auch die regulatorischen Anforderungen verschärft, um sogenannten „Greenwashing“-Praktiken entgegenzuwirken. Mit der Green Claims Directive (Richtlinie über Nachweisbarkeit und Kommunikation umweltbezogener Produktangaben) hat die Europäische Union eine neue Verordnung ins Leben gerufen, die gezielt darauf abzielt, falsche oder irreführende Umweltangaben zu unterbinden. 

Die Richtlinie bringt zahlreiche Anforderungen mit sich, deren Umsetzung nicht nur die Transparenz im Bereich Umweltversprechen erhöht, sondern auch erhebliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung nach sich ziehen kann, was ein tieferes Verständnis dieser EU-Verordnung unabdingbar macht. 

In diesem Blogbeitrag werden wir die Green Claims Directive im Detail beleuchten, auf die Herausforderungen eingehen, die sie für Unternehmen mit sich bringt, und die notwendigen Schritte zur Konformität und Vermeidung von Sanktionen darlegen. 

 

 

Was ist die Green Claims Directive?   

Die Green Claims Directive ist eine von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Verordnung, die sich auf die Transparenz und Wahrhaftigkeit von Umweltangaben konzentriert. Ziel ist es, Verbrauchern verlässliche Informationen über die ökologischen Eigenschaften und Vorteile von Produkten und Dienstleistungen zu geben. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die „grüne“ Behauptungen aufstellen, diese durch wissenschaftliche und überprüfbare Daten stützen müssen. 

In der Praxis sollen damit Begriffe wie „klimaneutral“, „biologisch abbaubar“ oder „recycelt“ klar definiert und nachweisbar gemacht werden. Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen besteht darin, dass diese Behauptungen nicht nur glaubwürdig, sondern auch standardisiert und harmonisiert präsentiert werden müssen, um Irreführungen vorzubeugen. 

 

 

Warum wurde die Green Claims Directive eingeführt?

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass viele Unternehmen ökologische Aussagen treffen, die entweder ungenau, unbegründet oder irreführend sind – ein Phänomen, das als Greenwashing bekannt ist. Die EU-Kommission schätzt, dass fast 40% der Umweltaussagen auf Verpackungen und in der Werbung unzureichend belegt oder sogar unzutreffend sind. 

Die Green Claims Directive zielt darauf ab, dieses Problem zu adressieren und den Verbraucherschutz zu stärken. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich intensiv mit der Nachvollziehbarkeit und Transparenz ihrer Umweltversprechen auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig soll die Richtlinie für einen fairen Wettbewerb sorgen, indem nur Unternehmen, die tatsächlich nachhaltige Maßnahmen ergreifen, von diesen Kennzeichnungen profitieren können. 

 

 

Welche Anforderungen stellt die Green Claims Directive an Unternehmen?

Die Green Claims Directive bringt verschiedene Anforderungen mit sich, die Unternehmen bei der Erstellung und Veröffentlichung von Umweltangaben berücksichtigen müssen: 

  1. Belegbarkeit und Nachweisführung: Unternehmen müssen ihre umweltbezogenen Behauptungen mit klaren und wissenschaftlich fundierten Daten belegen können. Eine Aussage wie „klimaneutral“ oder „100% recycelbar“ muss anhand von  Kennzahlen nachgewiesen werden. 

  2. Standardisierung der Umweltangaben: Die Green Claims Directive fordert einheitliche Regeln und Standards für Umweltangaben, um irreführende oder schwer vergleichbare Aussagen zu vermeiden. Unternehmen müssen ihre Begriffe konsistent verwenden und diese Definitionen auf die von der EU vorgeschriebenen Standards abstimmen. 

  3. Unabhängige Überprüfung: Um eine hohe Glaubwürdigkeit sicherzustellen, verlangt die Richtlinie, dass Umweltangaben einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden. Dies bedeutet, dass Unternehmen eine externe Stelle beauftragen müssen, um die Richtigkeit und Nachvollziehbarkeit ihrer Angaben bestätigen zu lassen. 

  4. Transparente Berichterstattung: Die Richtlinie verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Berichte und Angaben in einem leicht verständlichen und transparenten Format zu veröffentlichen. Informationen zu Umweltverträglichkeit müssen für die Verbraucher gut zugänglich und nachvollziehbar sein, z. B. auf Websites oder Produktetiketten. 

  5. Sanktionen bei Nichteinhaltung: Die Green Claims Directive sieht Sanktionen vor, falls Unternehmen die Anforderungen nicht erfüllen. Diese können von Geldstrafen bis hin zu Verkaufsverboten für bestimmte Produkte reichen. Diese Konsequenzen sollen Unternehmen dazu anspornen, die Anforderungen ernst zu nehmen und aktiv umzusetzen. 

 

 

Welche Bedeutung hat die Green Claims Directive?

Für Unternehmen bedeutet die Green Claims Directive einen wichtigen Wendepunkt, insbesondere wenn es darum geht, ihre ESG-Berichterstattung (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zu gestalten und ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu dokumentieren. Durch die gestiegenen Anforderungen an die Belegbarkeit von Umweltangaben wächst der Druck auf Unternehmen, transparent und wissenschaftlich fundiert zu arbeiten. 

Die Einführung der Green Claims Directive bringt daher mehrere Vorteile – aber auch Herausforderungen – für Unternehmen mit sich: 

 

  • Erhöhte Transparenz und Glaubwürdigkeit: Unternehmen, die transparente Umweltangaben machen, profitieren von einer höheren Verbraucherzufriedenheit und Glaubwürdigkeit. Dies stärkt das Markenimage und erhöht die Kundenbindung. 

 

  • Förderung des nachhaltigen Wettbewerbs: Durch die Verpflichtung zu fundierten Nachweisen erhalten Unternehmen, die echte Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen, einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, die lediglich Greenwashing betreiben. 

 

  • Komplexität und Aufwand in der Umsetzung: Die Anforderungen der Richtlinie sind für viele Unternehmen anspruchsvoll und erfordern umfassende Ressourcen, um wissenschaftliche Nachweise und unabhängige Prüfungen zu ermöglichen. Für kleine und mittlere Unternehmen kann dies eine Herausforderung darstellen, weshalb oft externe Compliance-Beratung und ESG-Expertise in Anspruch genommen werden. 

 

 

Wie Unternehmen sich auf die Green Claims Directive vorbereiten können

Um die Anforderungen der Green Claims Directive zu erfüllen und mögliche Sanktionen zu vermeiden, können Unternehmen verschiedene Schritte unternehmen: 

  1. Erstellung einer ESG-Strategie: Eine gut ausgearbeitete ESG-Strategie hilft Unternehmen, ihre Umweltziele zu definieren und messbare Indikatoren festzulegen. Diese Strategie bildet die Grundlage für alle Green Claims und wird durch regelmäßige Berichterstattung unterstützt. 

  2. Zusammenarbeit mit Compliance- und ESG-Experten: Da die Anforderungen komplex sind, kann die Zusammenarbeit mit externen Beratern helfen, die Anforderungen der Green Claims Directive zu verstehen und korrekt umzusetzen. Die Experten von CoPLIANCE im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen bei dabei.

  3. Implementierung von Prüfungs- und Validierungssystemen: Unternehmen sollten interne Prozesse und Systeme zur Validierung ihrer Green Claims implementieren, um sicherzustellen, dass alle umweltbezogenen Aussagen nachweisbar sind. Dazu gehören die Auswahl unabhängiger Prüfungsstellen und die Verwendung standardisierter Prüfmethoden. 

  4. Schulung und Bewusstsein im Unternehmen schaffen: Die Einhaltung der Green Claims Directive erfordert ein entsprechendes Bewusstsein innerhalb des Unternehmens. Schulungen für Mitarbeitende in den Bereichen Marketing, Produktentwicklung und Compliance sind entscheidend, um eine konforme Kommunikation zu gewährleisten. 

 

 

 

Fazit 

Die Green Claims Directive ist ein bedeutender Schritt der EU zur Förderung der Transparenz und Glaubwürdigkeit von Umweltangaben. Für Unternehmen, die bereits nachhaltige Maßnahmen umsetzen oder planen, bietet die Richtlinie die Chance, ihre Bemühungen sichtbar zu machen und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken. Gleichzeitig stellt sie hohe Anforderungen an die Belegbarkeit und Verifizierbarkeit von Green Claims, was für Unternehmen zusätzliche Compliance- und ESG-Maßnahmen erfordert. 

Unternehmen, die frühzeitig die richtigen Maßnahmen ergreifen, können von der Green Claims Directive profitieren und ihr Image als verantwortungsbewusster Akteur stärken. Unterstützung durch ESG- und Compliance-Experten spielt dabei eine entscheidende Rolle, um den Übergang zur Green Claims-Verordnung erfolgreich und gesetzeskonform zu gestalten. Kontaktieren Sie uns gerne bei Bedarf! 

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